

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Mit Unterstützung von Ting konnte eine Landwirtin sorgfältig prüfen, ob sie einen Betrieb übernehmen kann – und kam zum klaren Schluss: Nein. Die Bedingungen waren untragbar. Die gewonnene Zeit half ihr, neue Perspektiven zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und andere zu unterstützen. Heute wird der Hof von ihr gepachtet. Der Weg dorthin war genauso wichtig wie das Ergebnis.
Du hast Community Geld bezogen. Wofür?
ich habe vor 3 Jahren ein Angebot erhalten, ein landwirtschaftliches Gewerbe zu Pachten. Start der Pacht ist 1.1.2025. Dies zu prüfen, ob es finanziell Tragbar ist, sich die Fragen der eigenen Visionen und Ziele zu stellen und das alles braucht Zeit. Das spezielle an meinem Antrag war, dass nicht klar war, ob alles wie am Schnürli klappen wird und ich einfach diesen Betrieb pachten kann. Wie sich tatsächlich herausstellte, war das Angebot untragbar und die Verpächter:innen wollten sich auch nicht bewegen. Das brauchte viel Zeit und viel umdenken und ein lösungsorientierter Ansatz.
Weshalb ist dieses Thema wichtig?
Weil wir die Landwirtschaft brauchen, sie ernährt uns. Mich schmerzt es, dass viel schlechtes über die Landwirtschaft gesagt wird und alles Landwirt:innen in den gleichen Topf geschmissen werden, denn es ist eine riesen Chance für uns. Und ich schliesse dort nicht aus, auch ich bin Konsumentin, aber auch Produzentin und dort möchte ich Brücken bauen. Weil diese Gräben zwischen Stadt - Land und Konsument:in - Produzent:in ist sehr gefährlich.
Was ist der Mehrwert für die Gesellschaft?
Weil der Anbau von Nahrungsmittel ein uraltes Wissen ist und dazu müssen wir Sorge tragen. Ich sehe eine Gefahr, alles an Saatgutmultis und Grossverteiler zu überlassen. Die Herausforderung besteht, dass wir weltweit immer wie mehr Menschen werden und diese müssen wir ernähren ohne der Umwelt so zu schaden, wie es leider aktuell passiert.
Was hat sich für dich durch die Weiterentwicklung bzw. durch Ting verändert?
Dadurch dass ich mehr zeitliche Ressourcen hatte, konnte ich auch richtig prozessieren. Erfahren, dass solche Prozesse nicht immer angenehm sind und auch erfahren dass ich einen Unterschied zwischen prozess- und lösungsorientierter Arbeit mache.
Es war eine sehr intensive Zeit in der der Ausgang nicht von Anfang an klar war und das lehrte mich auch, immer wieder in Abstand zu meinem Wunsch/ meiner Absicht zu gehen und mich innerlich wieder zu sammeln.
Geld von Fremden – Wie fühlt sich das an?
Ich habe mich das lustigerweise nach der ersten Auszahlung gefragt, ob das wirklich ok ist. Ich habe diesen Gedanken einfach mitgenommen und ihn aber auch nicht zu gross werden lassen. Gegen Ende meiner Weiterentwicklungszeit konnte ich die Frage nochmals anders beantworten: Ich habe in dieser Zeit auch 3 Menschen geholfen sich auf ihre Abschlussprüfungen für Landwirt:in EFZ vorzubereiten - wenn ich die zeitlichen Ressourcen nicht gehabt hätte, wäre das gar nicht möglich gewesen. Desahalb glaube ich, dass dass Geld zwar nicht direkt von mir erwirtschaftet wurde, ich aber auch etwas in die Allgemeinheit zurückgegeben habe und so kann ich es auch als grösseres Kreis anschauen und wünsche diese Erfahrung anderen auch.
Was würdest du wieder so machen?
Standhaft bleiben und emotionales im Raum stehen lassen ohne es zu meinem zu machen. Das ist mir eine grosse Lehre. Zudem bin ich sehr stolz auf mich, alles was ich gefordert oder aufgezeigt habe, konnte ich anhand von Zahlen belegen. So blieb die Gefühlsebene aussen vor und ich denke, dass das ein sehr gutes Konzept war von mir. Auch weil ich sonst im Zusammenleben ein grosser Fan von der Gefühlsebene und Feedbacks bin :)
Was würdest du anders machen und weshalb?
Ich würde definitiv mehr Ich-Zeit und Ferien einplanen. Weil Landwirtschaft ist nicht einfach ein Beruf, es ist ein Lebensentwurf und wenn man da nicht saumässig aufpasst, machts schwups und ein halbes Jahr ist durch und wundere mich, dass ich auch etwas erschöpft bin :)
Würdest du Ting deinen Freunden empfehlen?
Das mache ich schon fleissig ;) Am meisten Wiederstand kommt von Menschen, welche aus meiner Sicht frustriert mit ihren beruflichen Tätigkeiten sind. Und genau diesen Menschen versuche ich aufzuzeigen, was für eine wahnsinnige Chance und ein reisen Privileg es ist, sich etwas mehr Zeit nehmen zu dürfen um zu prüfen, was einem wirklich mit Sinnhaftigkeit erfüllt. Und ich denke, dass es unsere Gesellschaft um ein etwas glücklicher machen könnte, wenn das alle zu stände, sich in ein solchen Prozess zu begehen.
Was gibt es noch zu sagen?
Nach der Prüfung meiner Eingabe habe ich vorallem die kritischen Stimmen mitgenommen. Die die sagte, nicht noch mehr umweltschädliches unterstützen. Dies hat mich getroffen, ich habe es aber mitgenommen und mir Gedanken gemacht und verspüre sogar Dankbarkeit, weil es mich zum Nachdenken und Prüfen gebracht hat. Es würde mich sehr freuen, wenn diese kritischen Stimmen - und natürlich auch andere Interessierten - vorbeikommen und sich das mal anschauen und wir zusammen einen Dialog führen können. Denn essen müssen wir, die Frage ist nur was wir essen und wie es produziert wurde.
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Ting - kurz erklärt
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