Mike hat das Community-Geld von Ting dafür genutzt, einen Ernährungs-Tracker für das Gesundheitswesen zu entwickeln. Weshalb? Weil er damit Mangelernährung, Food Waste und Arbeitsabläufe verbessern kann. Und dies zählt für ihn mehr als reiner Profit.
Als wir Mike besuchen, weht uns in den Räumen des Innovationshub der ETH fokussierte Konzentration entgegen. Es ist regelrecht greifbar, dass hier intensiv an neuen Ideen gearbeitet wird. Die Arbeitsplätze sind rege besucht, beim Vorbeigehen schauen die Gesichter nur kurz vom Schein der Bildschirme hoch, um sich dann wieder dem Digitalen zu widmen. Das ist das tägliche Habitat von Ting Mitglied Mike. Er setzt dank des Community-Geldes von Ting seinen momentanen Fokus auf ein Herzensprojekt mit eindeutigem Mehrwert für die Gesellschaft. Zwei Pain Points in Spitälern geht er mit seiner Idee aktiv an: Mangelernährung und Food Waste. Am Rande führen seine Verbesserungen zudem zu einer Entlastung des Spitalpersonals.
Ting ermöglicht es uns ein besseres Produkt zu bauen. Damit hilft Ting uns im Innovationen-Marathon länger dabei zu sein.
Ting - kurz erklärt
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Mangelernährung in Spitälern
Mangelernährung im Spital ist ein unterschätztes Problem. Etwa 20 % oder 157’000 Spitalpatienten sind mangelernährt (2004). Mangelernährung hat einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensqualität und die Prognose der Patient:innen. Sie hat nachweislich eine negative Wirkung auf das Immunsystem, den Heilungsprozess, die Mobilität und die Sterblichkeit. Gemäss einem Bericht im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist die Häufigkeit von infektiösen und nicht infektiösen Komplikationen bei Mangelernährten mit ca. 40 % doppelt so hoch wie bei normal Ernährten. Zudem weisen Mangelernährte im Spital einen höheren Medikamentenverbrauch auf und sind bei ihrer Entlassung weniger selbständig. Um einen Umgang damit zu finden, müssten Strukturen und Prozesse angepasst werden. Aus Zeit- und Ressourcenmangel wird jedoch noch zu wenig dagegen unternommen. Abgesehen von den gesundheitlichen Implikationen führt die Problematik auch zu erheblichen Kosten. Monetäre Mittel, die im Gesundheitswesen sicherlich bessere Verwendung finden könnten. Für 2004 entstanden in Spitälern unglaubliche 526 Mio. Franken Mehrkosten infolge von Mangelernährung.1
Auswirkungen Mangelernährung in Spitälern
- 20 % der Patienten sind mangelernährt
- 40 % mehr medizinische Komplikationen
- 526 Mio. Franken Mehrkosten (2004)
Food Waste in Spitälern
Food Waste im Spital ist beachtlich: 15 % aller Menüs gehen unangetastet zurück. Insgesamt beträgt der Lebensmittel-Abfallberg 30 %.2 Lange galt das Thema als Randeffekt der Mangelernährung in Spitälern. Mittlerweile sind die weitreichenden Konsequenzen der aktuellen Situation auch in der Schweiz erkannt. Es wurden erste Initiativen zur Reduktion lanciert. Obwohl diese Schritte bereits erste Erfolge zeigen, bleibt das Potenzial immens. Die Vereinbarkeit der ausreichenden Versorgung der Patienten und der Reduktion von Food Waste ruft nach neuen Prozessen.
Das Problem Food Waste im Spital ist beachtlich: 15 % aller Menüs gehen unangetastet zurück. Insgesamt beträgt der Lebensmittel-Abfallberg 30 %.
Lösungsansatz mit Ting
Genau an dieser Stelle rücken Mike und sein Partner mit ihrem Tellerprotokoll-Tracker Nutrai in den Fokus. Die erfahrenen Softwareentwickler haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Kompetenzen zur Verringerung von Mangelernährung und Food Waste einzusetzen. Anstatt primär das grosse Geld zu jagen, haben sie sich dank des sechsmonatigen Bezug von Community-Geld auf zwei sehr reale Problemstellungen im Gesundheitswesen fokussiert und ein innovatives Produkt zur Abhilfe lanciert.
Digitales Tellerprotokoll
Wie Nutrai funktioniert? Mit einem digitalen Vorher-Nachher-Prozess via Food Scanner. Bei der Zubereitung der Mahlzeiten werden durch eine Kamera automatisch Aufnahmen der Teller erstellt. Barcodes helfen bei der Zuordnung der Teller. Eine zweite Kamera dokumentiert den Teller bei der Rücknahme. Erfasst werden alle Daten mittels eines benutzerfreundlichen Dashboards. Künstliche Intelligenz ermöglicht eine Analyse der Daten. Das Personal wird durch diese Automatisierung entlastet und trotzdem wird die Ernährung, als Genesungsfaktor, nicht vernachlässigt. Entwickelt wurde das Ganze in Kooperation mit der Universitären Altersmedizin Felix Platter in Basel. So können bereits heute Daten und Erfahrungen gesammelt werden.
Wir sind seit März live. Wir nehmen also momentan täglich ca. 1200 Mahlzeiten pro Tag auf. Da wir nun Daten von jeder Mahlzeit, von jedem Patienten haben, sehen wir Muster, die man vorher nicht einmal erahnen konnte.
Quellen: 1) Bericht im Auftrag des BAG 2) digitalcollection.zhaw.ch
Danke Mike 🙏 Schön bist du ein Teil von Ting.
Bilder: © Juri Seger und zVg