Vertrauen unter Freunden

Auf Vertrauen bauen

29.10.2022 von Laura Marti

Vertrauen ist ein wichtiger Treiber für unsere Gesellschaft. Und die nötige Voraussetzung für ein glückliches Miteinander – im Kleinen wie im Grossen. Unsere Community baut darauf auf und funktioniert gerade deshalb so gut. Ein paar Gedanken dazu.

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«Vertraust du mir?», fragt er sie. Oder er ihn, sie sie, beide einander. Eine Frage, die oft in Beziehungen auftaucht, in romantischen Komödien, manchmal auch in Action-Movies. Aber selten im normalen Alltag, nein. Hier vertrauen wir blind. Du nicht, meinst du? Dann stell dir mal folgende Situationen vor: Du bestellst deinen Kaffee to go und zweifelst plötzlich: ist hier Gift drin? Du steigst die Treppe hoch und fragst dich: hat die Architektin ihren Job sauber gemacht, war der Statiker gründlich? Weiss die Pilotin, wie Frau ein Flugzeug in der Luft hält und stoppen die Autos tatsächlich bei Rot? Machst du alles nicht? Eben. Du vertraust; in Menschen, in die Technik, das Leben im Allgemeinen. Und das ist gut so, ansonsten würden wir nicht weit kommen.

Filmzitate rund ums Vertrauen

 

Tatsächlich … Liebe:
Daniel: «Vertraust du mir?» Sam: «Ich vertraue dir.» Daniel: «Selber Schuld!» 

Crank:
Chev: «Vertraust Du mir?» Eve: «Nein!» Chev: «Dann schlaf mit mir!»

Game of Thrones:
Robert: «Vertrau mir, das ist nicht das Schlimmste.»

Stirb langsam 3:
John: «Vertrau mir. Ich weiss, was ich tue.» Zeus: «Nicht mal Gott weiss, was du tust!»

Das Ding aus einer anderen Welt:
Blair: «Ich kann hier niemandem mehr trauen!» Mac: «Vielleicht müssen wir auf Gott vertrauen.»

Was ist Vertrauen?

Stell dir nur mal die Frage, wie oft du heute schon vertraut hast. Vertrauen passiert unbewusst, wir machen uns meistens keine Gedanken darüber. Das führt zu der Frage, was genau Vertrauen überhaupt ist? Eine einfache Antwort gibt es nicht. Viele Ansätze hingegen. Versuchen wir’s mal: Ein Gefühl? Vielleicht auch eine Einstellung? Eine Vermutung, Haltung, Überzeugung, ein Eindruck, Glaube, eine Spekulation, Erwartung oder gar eine Wette? Alles irgendwie?

Menschen halten sich fest und zeigen Vertrauen

Psychologie des Vertrauens

Ob und wie schnell wir individuell vertrauen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So spielen die gemachten Erfahrungen eine grosse Rolle, vor allem jene aus der frühen Kindheit. Die Bindungstheorie von Kinderpsychologe John Bowlby geht davon aus, dass jedes Kind eine grundsätzliche Bereitschaft mitbringt, zu vertrauen. Gehen die Eltern in den ersten Lebensjahren genügend auf die Bedürfnisse des Kindes ein, fühlt es sich aufgehoben und sicher. Vertreter:innen der Theorie sprechen hier von Vertrauen oder jedenfalls der Grundvoraussetzung dafür. 

Biologie des Vertrauens

Da gibt es aber auch ein Hormon, das Einfluss auf die Bereitschaft hat, zu vertrauen: Oxytocin, das sogenannte Bindungshormon. Tests mit Mäusen zeigen eindrücklich, dass das Hormon das Sozialverhalten steuert. Bei Menschen bringt es einen ähnlichen Effekt mit sich: So regt das Saugen von Babys an der Brust die Produktion des Hormons an und fördert dadurch die emotionale Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Der wirtschaftliche Aspekt von Vertrauen

Vertrauen ist pure Emotion, klar. Trotzdem gibt es auch durchaus pragmatische Gründe, die dafür sprechen. Der Unternehmensberater, Redner und Professor für Organizational Leadership David Horsager widmet sein Buch «Vertrauen – die Währung von morgen» dem Thema. Nebst dem privaten Benefit von gut funktionierenden Vertrauensverhältnissen geht er auf die ökonomischen Aspekte ein: mehr Vertrauen, mehr Erfolg, mehr zufriedene Mitarbeitende, schlussendlich: mehr Umsatz. Vertrauen schafft ein gesundes Fundament für die Entfaltung eines Unternehmens. So entsteht zwischen Auftraggebenden und -nehmenden eine auf Loyalität beruhende Beziehung, ein Gewinn für beide Seiten. Und wie alle wissen: glückliche Kund:innen bedeutet kostenlose Werbung.

Essentiell für die Gesellschaft

Hormone, Wirtschaft und ganz viel Emotionen: So ganz eindeutig ist die Sache ja nicht. Vielleicht muss sie das auch nicht sein. Einig sind sich aber alle, dass Vertrauen für eine Gesellschaft essentiell ist. Ein Zusammenleben erfordert ein Sich-Einlassen-Können. Schon nur in der Politik: Wählen wir unsere Landesregierung, gewähren wir den Politikerinnen und Politikern einen Vertrauensvorschuss. Auch wir selbst, wir wachsen, sobald wir Vertrauen erhalten. Es erlaubt uns, grösser zu werden, zu wagen, in einen Raum einzutauchen, der Möglichkeiten bereit hält, der Versuche zulässt, Potenziale freilegt. Vertrauen erfordert zudem Mut. Wir werden angreifbar und verletzlich, sobald wir uns öffnen. Manchmal wird Vertrauen auch ausgenutzt, Wunden entstehen. Das lässt sich nicht verhindern, leider. Wer trotz schlechter Erfahrung aber offen bleibt, wird früher oder später belohnt.

Der beste Weg herauszufinden, ob man jemandem vertrauen kann, ist ihm zu vertrauen.

Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Mitglied

Wir vertrauen auf Menschen 

Vertrauen ist auch eine Art Investition, die wir in eine Sache oder eine Person stecken. Ganz im Sinne: «Ich glaube dir jetzt mal, wissen tue ich’s aber erst im Nachhinein – oder auch gar nicht.» Die Ting Community basiert auf genau diesem Grundprinzip: Wir vertrauen darauf, dass Menschen mit unseren Beiträgen – in Form von Wissen und Geld – etwas für die Gesellschaft tun. Wir vertrauen darauf, dass gute Menschen Gutes tun. Und dass sich Menschen, die sich nicht kennen, gegenseitig unterstützen. Ziel dabei ist nicht primär der Gewinn im monetären Sinn, sondern vielmehr der Gewinn für die Gesellschaft. Wir wollen Ideen und Projekte kennenlernen, die irgendwo in überfüllten Köpfen stecken. Wir wollen sie befreien, die Macher:innen beflügeln und bevollmächtigen.

Ting - baut auf Vertrauen

 

Wir vertrauen einander. Alle Mitglieder zahlen monatlich einen Betrag auf ein Gemeinschaftskonto ein. Wir bauen zusammen ein Vermögen auf, das allen transparent und in Form eines zeitlich begrenzten Einkommens zur Verfügung steht. So entsteht Raum für persönliche Weiterentwicklung, sinnvolle Projekte, Bildung, Innovation und Unternehmerisches. #tingting

 

Wie es genau funktioniert?

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Und jetzt Richtung Zukunft

Hat es sich bisher gelohnt? Und ob: Schliesslich können wir dir von schönen Beispielen berichten. Von Evelyn zum Beispiel, sie hat dank unserer Unterstützung ein nachhaltiges Do-it-yourself Schnittmuster Label gegründet - Lyn Studio. Oder Florian, der eine Plattform für die Foodkooperativen Schweiz lanciert hat. Oder Muriel, die ein Coaching-Programm zugeschnitten auf Macher:innen erschaffen hat. Hier findest du alle Ting Weiterentwicklungen auf einen Blick.

Und wer weiss, vielleicht bist du unser nächster Vertrauensbeweis?

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Ein Plädoyer, Vertrauen zu wagen
«Wir tun viel dafür, einander nicht vertrauen zu müssen», konstatiert Martin Hartmann, Professor für Philosophie, mit Schwerpunkt Praktische Philosophie. Sein jüngstes Buch «Vertrauen. Die unsichtbare Macht» wurde als «Wissenschaftsbuch des Jahres» (2021) ausgezeichnet. Interview lesen via Universität Luzern

 

Vertrauen ist die Grundlage jeder guten Kooperation
«Im Sozialbereich engagieren sich verschiedene Akteure. Welche Vorteile bringt das und was können die verschiedenen Akteure voneinander lernen? Welche Gemeinsamkeiten zwischen den Förderern braucht es, damit eine Kooperation erfolgreich ist?» Mehr lesen im thephilanthropist

 

Vertrauen – Instinkt oder lebenslange Übung?
«Vertrauen ist ein tiefsitzendes, menschliches Bedürfnis. Wie kann man Vertrauen lernen? Und glauben misstrauische Menschen häufiger an Verschwörungstheorien?» Reinhören bei SWR2 Wissen

 

Vertrauen - die Währung von morgen
Unternehmensberater, Redner und Professor für Organizational Leadership David Horsager ist überzeugt: Bringt man dir kein Vertrauen entgegen, kommst du nicht weit. Geniesst du einen Vertrauensvorschuss, erreichst du deine Ziele müheloser. Vertrauen wird die «Währung von morgen» sein, das Bindeglied für unser Miteinander, privat wie beruflich. Buchempfehlung oder reinhören

Quellen: nzz.ch 
💚 Dank an Laura von inyourface

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