Eine Brücke zwischen Zivilgesellschaft und Markt, bitte.

29.10.2025 von Ondine Riesen

Am 24. Oktober hat sich eine Gruppe Menschen aus der Zivilgesellschaft in der Schweiz auf dem Bundesplatz in Bern versammelt, um ihre Antwort zur Halbzeit der aktuellen Legislatur zu geben. Ting war eingeladen eine Rede zu halten. 

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Unsere Antwort als Aufruf zu mehr Zusammenarbeit

Die Schweiz ist eines der innovativsten Länder der Welt. Wir sind stolz auf unsere Forschung, unsere Fähigkeiten, unser Geld. Jedes Mal zumindest, wenn ich ein Ranking sehe, denke ich «Ha! Geil!»

Schau ich aber auf die Gesellschaft, entdecke ich wenig Entschlossenheit, die Probleme innovativ anzugehen. Die Innovationskraft der Zivilgesellschaft und Social Entrepreneurs wird mit veralteten Strukturen verhindert. 

Warum die Zivilgesellschaft in der Schweiz blockiert wird


Überall entstehen in diesem Land Initiativen, Projekte, Unternehmen, die helfen wollen. Von top ausgebildeten Menschen. Die sind da! Zu Hauf. 
An unseren Universitäten ausgebildet, sitzen neben uns im Tram und stehen mit uns an der Migroskasse. Sie bringen alles mit, was es braucht. Aber sie knallen überall an starren Strukturen. Sie sind am Verzweifeln. Warum? Unsere Förderlogiken sind in die Jahre gekommen und unsere Gesetze trennen Wirtschaft vom Gemeinwohl. Sie zementieren sie als Gegensätze.

Kennt wer eine marktwirtschaftliche Lösung gegen den CO2-Ausstoss?

Wir leben in einer Zeit, in der wir alle verstanden haben: Die Umwelt leidet und der Markt wird weder das, noch das Problem psychisch kollabierender Menschen lösen. Es braucht neue Ansätze. 
Oder anders – als Frage formuliert: Gibt es eine Aktie gegen das schwindende Vertrauen in den Sozialstaat? Eine marktwirtschaftliche Lösung gegen Vereinsamung?

Wir wissen: Staat und Markt allein können die aktuellen Herausforderungen nicht lösen. Gefragt sind Eigeninitiative, Unternehmergeist, Kooperation. 

Social Enterprises als Brückenbauer

Die Lösung, und das schreibe ich als studierte Politikwissenschaftlerin, liegt in der Zivilgesellschaft. Ohne sie überlebt eine Demokratie nicht.
Und: Aus der Schweizer Zivilgesellschaft kommen bereits Lösungsansätze. Sie sind da. 

Was die Schweiz jetzt braucht

Es braucht eine Brücke zwischen der Zivilgesellschaft und dem Markt. 
Falls das noch zu abstrakt formuliert ist: 
Auf der einen Seite haben wir Stiftungen, die Bewegungen innerhalb der Zivilgesellschaft finanzieren sollen. 
Auf der anderen die Investoren, die mit ihrem Geld die Wirtschaft ankurbeln. 
Und in der Mitte (entsprungen aus dem Vakuum) sind die Social Enterprises. Sie haben Lösungen. Sie zielen mit einem Businessmodell auf gesellschaftliche Wirkung ab. 

Das sind good News! Das Beste aus zwei Welten.
Das braucht eine all-hands-on-deck-mässige Unterstützung.
Aber wo ist sie nur?

Warum wir an alten Strukturen scheitern

  • Vielen Stiftungen sind rechtlich die Hände gebunden,
  • Investor:innen sind uninteressiert, weil kein Profit winkt,
  • Der Bundes- und Ständerat sagt: «Das ist alles so kompliziert, nicht? Das Problem wird sich dann hoffentlich einst, vielleicht möglicherweise von alleine lösen.»  (Der Bundes- und Ständerat sagt das natürlich so nicht. Er spricht deutlich eloquenter)

In der Zwischenzeit geben die Social Entrepreneurs auf, weil sie überall gegen Wände klatschen. 
Wir lassen also zu, dass gesellschaftliche Innovation – das, was wir am dringendsten brauchen – an unseren veralteten Strukturen scheitert.

Die Rolle von Ting in dieser Bewegung

Ting versteht sich als Teil dieser Brücke. Wir fördern Menschen, die mutig neue Wege gehen, Ressourcen teilen und nachhaltige Lösungen gestalten.

Wir zeigen, dass Zusammenarbeit zwischen Markt und Zivilgesellschaft nicht nur möglich, sondern notwendig ist – für eine resiliente, solidarische Schweiz.

Brücken bauen statt Grenzen ziehen

Wir bitten um 

  • Eine klare gesetzliche Definition von Social Enterprises.
  • Einen nationalen Aktionsplan für die Social Economy. (Andere Länder können das)
  • Mehr Investor:innen, die ein «minimüh» ihres Vermögens an innovative Projekte und Leute spenden, die tatsächlich helfen wollen, die Multikrise in den Griff zu bekommen.

Ich bitte Sie. Das muss im innovativsten Land der Welt doch möglich sein.

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Dieser Text ist eine verkürzte Version der Rede von Ondine Riesen. 
Sie ist der Einladung von Our Answer gefolgt, die Ting als ein Beispiel einer möglichen Antwort auf drängende gesellschaftliche Herausforderungen anerkennt. 

Mehr Informationen zum Thema bei Sens Suisse 
Der Dachorganisation der Social Economy der Schweiz

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