«Das Schicksal hat uns organisiert.»

04.06.2020 von Ondine Riesen

Vero (42) und Marco (39) Luzern. Urban artists, Eltern

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Der Illusion von Perfekt verfallen wir nicht mehr so leicht. Es ist einfach nicht immer nur judihui trallala. Wir haben viele Diskussionen. Wir führen eine langjährige Beziehung, haben eine Familie und ein gemeinsames Geschäft. 

Wir haben beide gekündigt, weil wir uns da nicht mehr wohlgefühlt und gesehen haben. Ich als Produktemanagerin in der Privatwirtschaft, er als Grafiker in einer Werbeagentur. Wir wollten beide etwas machen, das unserer Weltsicht besser entspricht. Wir haben beide ins Blaue hinaus gekündigt. Der Rest hat sich dann ergeben.

Es hat schon einen Moment Mut gebraucht uns von gewissen gesellschaftlichen Standards loszulösen. Auf die oft gestellte Frage «Ja aber, was macht ihr denn jetzt?» wussten wir erst auch keine Antwort. Wir wollen etwas Anderes. Wir hatten das Vertrauen, dass das was wir machen, gut ist und damit etwas bewegen könnten. Sich selbst so entfalten, dass man glücklich ist, ist wohl das Ziel. Das Talent was man hat, so umzusetzen damit es anderen Menschen Freude oder etwas Anderes bringt.

Erst wollten wir ein halbes Jahr weg, daraus wurden zwei Jahre. Wir haben uns die Reise mit unseren Arbeiten und Tauschhandel verlängern können. Besonders in Ländern, in denen sie finanziell nicht so privilegiert sind, haben wir erlebt wie gegenseitige Hilfe und gegenseitige Unterstützung praktiziert wird. Wir haben eine Wand gemalt, dafür Essen und Unterkunft gekriegt.

Wir leben heute als Künstlerpaar mit einem Designstudio. Natürlich arbeiten wir auch klassisch kommerziell. Ein monatliches Einkommen gibt einfach eine Ruhe, die uns gut tut. Wir sagen zwar konsequent Dinge ab, hinter denen wir nicht stehen können. Aber wir sind uns nicht zu schade und machen auch mal etwa Hochzeitsfotografien die wir jetzt nicht besonders lieben. Wir bewahren uns damit eine gewisse Vielseitigkeit und Bescheidenheit.

Es ist nie nur perfekt aber wir sind sehr zufrieden mit dem Weg, auf dem wir sind.

Vero

Mitglied

Es ist echt verwirrend, wenn man am Suchen ist und nicht weiss, wohin man will. Man braucht Vertrauen in sich selbst. Man muss daran glauben, dass es schon richtig kommt. Das Schlimmste ist, wenn man Jahre hinweg Dinge macht, die man so nicht will und sich dabei selbst schadet. Früher oder später kommt der Körper oder die Psyche die einem zwingt einen anderen Weg einzuschlagen. Es ist sicher ein guter erster Schritt seinen eigenen Weg zu gehen, wenn man schaut, was es denn noch für Möglichkeiten gibt. 

www.queenkong.ch

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