Luka im Gespräch mit Ondine, an den dritten Ting Geschichten

Geschichten, die den Raum mit Echtheit füllen

24.11.2022 von Sasa Löpfe

Dieses Mal fanden die Ting Geschichten im spontanen, kleinen Rahmen statt. Die Erzählungen waren abwechslungsreich in Form und Inhalt, die Menschen dahinter nicht weniger vielfältig. Kurz: Ein wunderbares Abbild der Community.

 

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Das Licht gedimmt, die Ohren gespitzt und das Mikrofon an: Nach einem lockeren Kennenlernen und einem Glas Eistee von der Bar begann der Abend auf der kleinen Bühne. Das Ting Geschichten Format ist stets eine Mischung aus Erzählungen aus dem Innenleben von Ting, Interviews mit den Mitgliedern und musikalischem Rahmen. Ondine moderierte diesen Abend. Falls jemand unsere Ondine nicht kennt: Sie ist manchmal vor solchen Auftritten nervös, aber gleichzeitig sprüht sie regelrecht vor Authentizität und Feingefühl. Ah, und sie weiss genau, was es für eine gute Geschichte braucht, stellt gerne Fragen und sie hat Humor. Was will die Community mehr? Die echten Geschichten.

Fünf Geschichten, fünf mal anders

 

  • Manuel mit viel Meta und Motivierendem
  • Lucas mit einem sehr persönlichen Werdegang
  • Daryna mit einer tiefsitzenden Motivation
  • Mike mit seiner Affinität für das Digitale
  • Luka mit seiner ungefilterten Sicht

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Positive Zukunftsbilder

Der Start machte Manuel, ein Ting Mitglied, das nicht nur eloquent spricht, sondern auch eloquent denkt. Er plädierte im Interview mit Ondine für ein positives Bild der Zukunft. Aus dem Gefühl heraus, dass sich die Gesellschaft schon vom Wandel überzeugen lässt. Momentan stimmen schlicht die Argumente nicht. Da würde ein Narrativ, das nicht aus dem Mangel heraus spricht, helfen. Und es braucht Freiraum, um Innovation zu beflügeln. Was das heissen soll? Kurzum, uns geht es nicht so schlecht und die Potenziale sind greifbar. Aber allenfalls schlummern diese in Ecken, wo wir es gar nicht zwingend erwarten. Nur den «Schnuuf» muss man eben haben. 

Manuel und Ondine im Gespräch an den Ting Geschichten
Manuel riss uns mit seiner positiven Sicht mit

Grüne Zukunftsbilder

Auch Lucas, der mit dem Community-Geld eine Plattform zum Thema Permakultur aufgebaut hat, schilderte in seiner Erzählung ein optimistisches Bild. Nicht zwingend aus Sicht der Gesellschaft, sondern aus seiner ganz persönlichen Sicht. Wo Manuel das grosse Ganze sieht, nimmt Lucas eine wunderbar blühende Mikroperspektive ein. Liegt es daran, dass er bei Pflanzen auch fein hinsieht und fühlt? Wir wissen es nicht. Aber er schilderte seinen sehr persönlichen, nicht ganz einfachen Weg. Dieser involvierte den Abschied vom Bild eines Tages monetär reich sein zu wollen, hin zu seinem Herzensprojekt, einem Beruf, der ihm Sinn schenkt und ihn erfüllt. Das Fremdbestimmte durch das Selbstbestimmte ersetzen und im Einklang mit der Familie und der Natur leben. Aber auch er fragt sich, wie er heute ohne Auto existieren soll. Wir spüren: Auch dafür wird er eine Lösung finden.

Heilende Zukunftsbilder

Daryna hat beeindruckt. Weshalb? Ihre Geschichte ist eine Geschichte des Krieges, der Flucht und der Neuorientierung. Ursprünglich aus der Ukraine, erlebte sie den Krieg durch die Stimmen und Bilder ihres Umfeldes. Eine Materie, die erschüttert. Aber Daryna ist kein Opfer, sie tritt mit starker sowie klarer Stimme auf und lässt nur fein erahnen, was wirklich hinter den Worten liegt. Aber die Thematik ihres Herzensprojektes kam an: Sie wird ihr Community-Geld nächstes Jahr für ein Projekt mit dem Arbeitstitel «design against evil» einsetzen. Konkret konzipiert sie eine Webseite, die helfen soll, bessere digitale Angebote für Hilfsbedürftige und Traumatisierte zu erstellen. Denn auch für solche Momente gibt es gutes und weniger gutes Design. Ja, uns ging es auch so: Wieder was gelernt.

Digitale Zukunftsbilder

Und wie ist es eigentlich, wenn man ein Talent für App-Entwicklungen hat, aber sich weniger wohl in den fixen Strukturen einer Entwicklungsagentur oder -firma fühlt? Mike weiss es. Sein Ansatz: Ich setze meine ganze Energie in ein (oder zwei) Start-Up und lege die Angst vor dem Versagen ab. Im Gegenteil, ich sitze am Ting Geschichten Event auf einer Bühne und erzähle mit aller Ehrlichkeit und Offenheit über die Loopings, die man als Gründer:in erlebt. Um dann aber Nischen zu entdecken, die ohne Loopings eventuell nie auf dem Horizont erschienen wären. Mike setzt momentan sein Community-Geld dafür ein, dem Thema Mangelernährung in Spitälern entgegenzuwirken. Nebenbei entlastet er damit das Pflegepersonal und reduziert Foodwaste. Logisch: Alles mit einer App.

Mike an den Ting Geschichten
Mike nahm uns mit auf seine Reise als App-Entwickler

Kritische Zukunftsbilder

Und wer jetzt glaubt, dass Ting eine Oase für Warmduscher:innen und Kuscheltier-Anbeter:innen ist: Fehlanzeige! Luka ist ein lebender Beweis. Er hat sich bereits einen liebevollen Kosenamen in der Community erarbeitet und steht für kritische Gedanken. Auch ein ehrliches Feedback ist da nicht selten. Ja, manchmal ist das anspruchsvoll, aber viel öfter ist das wertvoll. Mit Luka kann man sich so richtig austauschen und Themen kauen. Ondine nahm es dann auch in aller Offenheit wunder, wie er den Prozess der Eingabenerarbeitung bei Ting empfand. Die Folge: Eine kleine, spannende und humorvolle Schilderung eines aufwändigen Prozesses. Denn wer Community-Geld beziehen möchte, durchläuft einige Fragen: Zum Vorhaben und zur eigenen Motivation. Aber Achtung, der informative Teil der Eingabe ist nicht das wirklich aufwändige. Der Prozess im Inneren ist wohl kniffliger! Da hält es sich ein bisschen wie beim kritischen Gedankengut: Es kann anspruchsvoll sein, aber viel öfter ist es wertvoll.

Luka und Ondine im Gespräch an den Ting Geschichten
Ein kritischer Geist bringt einiges ins Rollen: Luka

Vielfalt macht Wandel aus

Zwischen den Geschichten durften wir den schönen Stimmen und Sound-Einlagen von Timothy Jaromir und Goldschatz zuhören. Und doch: Die Geschichten sind der Kern der Sache. Alle sind ehrlich, authentisch und sehr einzigartig. Aber nicht alle sind ganz einfach zu verdauen. Weshalb? Sie regen zu eigenen Gedanken an. Teils zeigen sie, was die heutigen Strukturen mit Menschen machen. Teils machen sie spürbar, welche Themen zu wenig Gehör erhalten. Teils motivieren sie, selber aktiver zu werden und für den Wandel einzustehen. Aber was ist Wandel? Diese Antwort ist wohl so vielfältig und bunt wie die Teilnehmenden und das Publikum an diesem Abend. Und das ist gut so, oder?

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Timothy Jaromir und Goldschatz
Timothy Jaromir und Goldschatz

💚 Dank an alle, die mitgewirkt, geteilt, vorbeigeschaut, gesungen und geklatscht haben. Fotos: Juri Seger

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