Die fünfte Ausgabe der Ting Geschichten fand in der Gründungsstadt Zürich statt. Und wo könnte man intrinsische Motivation und einen anderen Umgang mit Geld, also Ting, besser zelebrieren als umgeben von Grossbanken? Nirgends. Was für ein Abend!
Das besagte Eventformat liegt uns allen so am Herzen, dass wir uns kaum trauen Änderungen vorzunehmen. Die Zürcher Ausgabe, die sechste Ausgabe, hat darin erneut bestärkt. Der wunderschöne und gleichsam gemütliche Community Space im Trust Square hat sich mit sehr unterschiedlichen Menschen gefüllt. Bekannte Gesichter, aber auch viele neue Gesichter. Beides ist Gold wert. An den Ting Geschichten Abenden stehen die Stimmen der Mitglieder im Zentrum. Es wird aus dem Herzen heraus erzählt, es werden Fragen gestellt und neue Bekanntschaften gemacht. In Zürich waren es sechs Erfahrungsberichte...
Immer wieder bin ich berührt zu sehen, wie Ting Menschen zusammenbringt, die sonst nie zusammengefunden hätten und sich gegenseitig Projekte und Wachstum ermöglichen.
Informationsumgebung neu denken
Vardon hat mit seiner besonnenen und beruhigen Stimme erzählt, wie er mit Sparkable die Informationsumgebung verändern wird. Denn er glaubt mit ganzem Herzen an eine bessere Welt. Er glaubt daran, dass Mensch und Umwelt in einer aktiven Wechselwirkung stehen. Hört sich das für dich nach Geschwurbel an? Keineswegs. Er hat beruflich über fünf Jahre lang jeden Tag 400 Zeitungsartikel auf ihre Relevanz hin geprüft. Daraus ist unter anderem eine Erkenntnis erwachsen, die ihn nachhaltig prägt: Unsere heutige Informationsumgebung, basierend auf dem werberischen Aufmerksamkeitskampf, lösst Fragwürdiges bei uns Menschen aus. Sie steht im Zeichen von Polarisierung, Radikalisierung, Hass usw.
Aufgrund dieser Erfahrung und dem intrinsischen Wunsch, aktiv etwas dagegen zu unternehmen, resultierte bei Vardon die Kündigung, ein Studienabbruch und eine digitale Innovation. Sparkable eben. Eine Plattform, die unsere Informationsumgebung nach anderen Logiken aufbaut. Aber einfach war die Gründung des eigenen Projektes nicht. Denn bekanntlich fokussiert auch das Wirtschaftssystem mehrheitlich auf die Gewinnoptimierung. An diesem Punkt stiess Vardon auf Ting. Er bezog nach rund einem Jahr zwei Monate Community-Geld. Die restlichen vier Monate gab er wieder frei, da er anderweitig finanzielle Mittel beschaffen konnte.
Von Vardon werdet ihr in naher Zukunft auf den Ting Kanälen noch mehr hören. #staytuned via Newsletter oder Instagram
Ich habe bereits nach zwei Monaten Community-Geld am eigenen Leib gespürt, wie mächtig es ist Zeit und Raum für etwas zu erhalten, wofür man wirklich brennt. Es löst unter anderem aus, dass man etwas Gutes an die Gesellschaft zurückgeben möchte.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Ting Event. Willst du auch dabei sein? Die Events auf einen Blick.
Die Zukunft aktiv designen
Wir alle sind aktive Zukunftsgestalter:innen. Wir prägen die Zukunft mit unseren Handlungen. Aber Miriam, Produktdesignerin, trägt diesen Titel in einer sehr bewussten und achtsamen Art. Ihr ist es enorm wichtig, an einer schöneren Welt zu arbeiten. Ihr Fokus hat sich schrittweise von der Produkteebene zur konkreten Zukunft verschoben. Klar, es gibt mögliche Zukünfte, plausible Zukünfte und wahrscheinliche Zukünfte. Aber welche Zukunft wollen wir wirklich? Da sieht Miriam einen Bedarf. In einer bewussten und aktiven Gestaltung der Zukunft. Einer Zukunft, die wir wollen. Dafür setzt sie nun auch ihre berufliche Lebenszeit ein.
Sie hat eine sinnige - aber auch überraschende - Sicht. Miriam ist überzeugt, dass das Community-Geld von Ting bei ihr vor dem Bezug von Geld die stärkste Wirkung erzielt hat. Damals designte sie Produkte. Eine Tätigkeit, die sie liebte. Aber sie war unsicher, ob die Welt diese Produkte wirklich braucht. Sie steckte in einer Krise. Der Wunsch, Geld damit zu verdienen, was ihr wirklich wichtig ist, liess sie nicht mehr los. An diesem Punkt stiess Miriam auf Ting. Die Tatsache, dass eine finanzielle Grundversorgung möglich wäre, reichte, um ihr Energie zu schenken. Sie nennt diese Energie treffend «Schub». Danach dauerte es nochmals rund zwei Jahre, bis sie wirklich Community-Geld beantragte. Die Idee war reif. Dann erhielt Miriam via Ting eine finanzielle Grundversorgung. Aber der «Schub» vorab bezeichnet sie als grösste Veränderung.
Miriam hat gemeinsam mit Tom (auch #tingting) ein Design- und Researchlab namens Cerca gegründet. Es widmet sich der Erforschung einer wünschenswerten Zukunft. Aktuell entsteht die Ausstellung Fintopia zum Thema Geld sowie Projekte zum Thema Wasser.
Die Kraft der Natur wiederentdecken
Die Pflanzen sind die Welt von Trix. Insbesondere im Kontext Gesundheit und Resilienz. Sie bezieht momentan ein Community-Geld für das Heil(pflanzen)land, ein selbstheilungsfördernder Garten. Dieses existiert schon seit einiger Zeit, an unterschiedlichen Orten. In diesem Garten geht es darum, dass die Besucher:innen die heilenden Möglichkeiten der Natur wiederentdecken können. Denn viel Wissen um die Kraft der Natur ist in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten verloren gegangen. Trix versucht diesen Zugang wiederherzustellen. Dafür baut sie Gärten an, kreiert Produkte und gibt Kurse. Dafür brennt sie. Und das spürt man umgehend. Speziell die Vermittlung rund um Permakultur* und Heilkräuter liegt ihr am Herzen.
Ganz im Sinne dessen, dass alles immer in Bewegung ist, hat das Projekt von Trix just in der Startphase eine einschneidende Richtungsänderung erfahren. Sie musste sich vom Ursprungsprojekt verabschieden. Eine Änderung, die Unsicherheiten ausgelöst hat. Hat sie trotzdem Anrecht auf das Community-Geld? Muss sie nun ihr Anliegen via Community zurückziehen? Kurz vor Erhalt des Community-Geldes hat es sich unverhofft ergeben, dass sie ein viel substanzielleres Wirkungsfeld zum gleichen Thema fand. Sie hat realisiert, dass es viel wichtiger ist, was man im Herzen trägt, als ein einzelnes Projekt. So schliesst sich der Kreis: Intrinsische Motivation - ähnlich wie bei den Pflanzen - hat durchaus viel mit Resilienz zu tun. Trix sieht in Ting deshalb auch eine Ermöglichung intrinsischer Motivation und Resilienz.
Neuer Blickwinkel durch Tiere
Bei Rahel steht eine Kündigung und eine Enttäuschung am Anfang der Geschichte. Erst die zweite Eingabe bei Ting wurde durch den Community-Entscheid gutgeheissen. Eine Seltenheit und ein Umstand, der bei Rahel grosse Enttäuschung hervorrufte. Es veranlasste sie aber auch dazu, noch regelmässiger darüber nachzudenken, was sie eigentlich wirklich möchte. Was Rahel will, nicht was alle anderen wollen. Irgendwo im Feld zwischen Mensch, Pferd und Rahel sollte es sein. Durch ihre Erfahrung mit Pferden und durch eine schicksalshafte Begegnung wurde ihr das je länger je klarer. Ihr ist es ein tiefes Anliegen, dass im Umgang mit Pferden ein Umdenken stattfinden kann. Sie möchte Pferdecoach werden. Was das ist? Durch den Umgang mit dem Tier ermöglicht es dem Menschen, sich selbst und dem Tier anders zu begegnen. Dies kann in vielerlei Hinsicht eine therapeutische Wirkung haben. Beim zweiten, intrinsisch 100% überzeugten, Anlauf klappte es: Ting unterstützt Rahel auf ihrem Weg zur Pferdecoach, mit einer finanziellen Grundversorgung über sechs Monate.
Entscheidungsprozess
Der Entscheidungsprozess bei Ting ist digital und anonym konzipiert. Prüfer:innen und externe Ethiker:innen beurteilen deine Eingabe auf vier Kernkriterien und Verständlichkeit. Sie entscheiden also darüber, ob jemand Community-Geld beziehen darf. Prüfer:in kann jedes Ting Mitglied (ausgenommen Kernteam) werden. Die Status der Eingaben werden laufend transparent dargestellt. Alle Mitglieder haben zudem Zugang zum Online-Cockpit mit allen Informationen zu Einnahmen und Ausgaben.
Medizinischer QiGong Kursleiter
Marc hat uns nochmals mit seiner wunderbaren Geschichte - mit viel Ehrlichkeit und Witz - beehrt. Hier könnt ihr nachlesen wie es ihm auf dem Weg zum QiGong* Kursleiter erging. Die Ausbildung zum Kursleiter geht drei Jahre, sechs Monate lang wird er dabei seitens Ting mit einer finanziellen Basisversorgung unterstützt.
An dieser Stelle: Vielen Dank, Marc, dass du uns sehr spontan eine Übung gezeigt hast 🙏
Sonnenenergie für Alle
Pascal ist als Projektleiter und Planer für Solaranlagen im Selbstbau tätig. Das heisst, er organisiert das Rundherum, meldet die Anlage an und befähigt Eigentümer:innen, die Anlagen selber zu montieren. Weshalb ist das eine gute Sache? Einerseits erhalten die Eigentümer:innen so ein besseres Verständnis für die eigene Solaranlage, andererseits spart man Montagekosten. Die Idee stammt von den Energiewendegenossenschaften. Pascal baut bereits seit zwölf Jahren Solaranlagen, aber die Bürozeit überstieg bei seinem ehemaligen Arbeitgeber die Lebenszeit. Er wünschte sich eine Veränderung. Nach einem beruflichen Tapetenwechsel zog es ihn zurück in sein ursprüngliches Kompetenzfeld. Aber in einer anderen Form: Als Befähiger für den Selbstbau. Überzeugungskraft für Solaranlagen braucht es mittlerweile nicht mehr so viel, es scheint eine etablierte Sache zu sein. Bezüglich Zugang und Wissen gibt es aber noch einiges zu tun.
Pascal ist schon extrem früh bei Ting eingestiegen. Im Ernst: Als Ting noch eine Excel-Liste war. An dieser Stelle: Danke für dein Vertrauen. 🙏 Jedoch hatte er damals keine Absicht jemals Community-Geld zu beziehen. Zwischen der beruflichen Auszeit, dem Start des besagten Projektes rund um die Solarenergie und der Geburt des zweiten Kindes verging Zeit. Denn die meisten Projekte im Bereich der Solarenergie haben beachtliche Vorlaufzeiten. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Jahr vergeht, bevor man eine Rechnung stellen kann. Pascal hat diese Zeit mit Community-Geld überbrückt.
Ting: Kurz & Knapp
Bei Ting zahlen alle Mitglieder monatlich einen Betrag auf ein Gemeinschaftskonto ein. Wir bauen zusammen ein Vermögen auf, das allen transparent und in Form eines zeitlich begrenzten Einkommens zur Verfügung steht. So entsteht Raum für persönliche Weiterentwicklung und Unternehmerisches. #tingting
Wie es genau funktioniert?
Mehr dazu
Vielen Dank an alle Beteiligten für den wunderbaren Abend: Herzstück sind immer die ehrlichen und mutigen Erzähler:innen.💚 Support Acts: Marah hat uns mit ihrer liebevollen Art als Moderatorin durch den Abend begleitet. Malik (Lokalwährung Leu) hat für den Barbetrieb gesorgt. Und Jakob Hampel hat uns mit seinen Klängen verzaubert.
Bilder: © Ting | Juri Seger
Die vielen noch unbekannten Menschen haben den Geschichten neugierig und still zugehört, während sich ihre Gesichter durch Freude erhellt haben.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Ting Event. Willst du auch dabei sein? Die Events auf einen Blick.
Magisch, vertraut und erfüllt mit Neugier sowie liebevoller Aufmerksamkeit gegenüber den sehr individuellen Erfahrungsberichten der Erzählerinnen. #Aufbruchstimmung
*Permakultur = Permakultur ist ein Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur zu beobachten und nachzuahmen. Denn aus einem gesunden Boden entstehen gesunde Pflanzen/Nahrung und dies wiederum tut uns Menschen gut.
*QiGong stammt aus der chinesischen Medizin und ermöglicht Übungen mit der eigenen Energie. QiGong ist grundsätzlich seitens Krankenkassen anerkannt, weil man auf Symptome eingehen kann.