Die Besucher:innen horchen den Erzählenden am Ting Geschichten Abend

Sechs Menschen, hundert Facetten

09.03.2023 von Sasa Löpfe

Der vierte Ting Geschichten Event ist Geschichte. Aber die Geschichten hallen nach. Denn es scheint, dass, wo bestehende Institutionen manchmal zu kurz greifen, das Sinnstiftende wichtiger als das Gewohnte und die Innovation greifbar wird. Genau da ist Ting nicht weit. 

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Oh Bern, du schöne Hauptstadt, du hast uns gut behandelt. Zeitgleich mit der Frühlingsmüdigkeit hast du uns einen revitalisierenden Abend mit packenden, berührenden und echten Geschichten beschert. Mit einem Raum voller echter Menschen. Ein Abend, gezeichnet von Inspiration, Mut und Wärme. So könnte jede Woche enden. Merci bien.

Im Prozess liegt die Kraft

Wer bei Ting Mitglied ist und Geld beziehen möchte, macht bekanntlich eine Eingabe. Diese wiederum wird seitens anderer Mitglieder sowie externer Ethiker:innen digital und anonym anhand von vier Kernkriterien geprüft. Der Bezug von maximal CHF 2500 während sechs Monaten ist oftmals eine Hilfe, aber genauso oft wird das Potenzial der Menschen in der Peripherie dieser monetären Mittel freigesetzt. Kurzum...

Die Energie liegt oft nicht im Geld alleine, sondern im Prozess. Und genau das wurde am letzten Ting Geschichten Abend wieder überdeutlich.

Marco erzählt seine Geschichte.
Marco erzählt seine Geschichte.

Marco, der Kommunikator

Er nutzt seine Weiterentwicklungszeit, um sich als Mediator ausbilden zu lassen und seine Augen glänzen, sobald er von konfliktfreier Kommunikation spricht. Erzählt hat er uns von seinen Karriereschritten, von den Absurditäten der Stellensuche und der Energie, die Ting bei ihm freigesetzt hat. Wo die Arbeitslosenversicherung mit Pflichtbewerbungen beim Nutzfahrzeugverband arbeitete, hat Ting Marco einen Weg des Dürfens ermöglicht. Bei einem intrinsisch motivierten, inspirierten und werte-orientierten Menschen (wie Marco) geschieht der Rest dann ganz organisch: Raum, Unterstützung und Aufträge flattern rein.

Mathias, der Verzeihende

Sein Bruder arbeitet auf der Bank. Mathias aber tanzt auf zivilgesellschaftlichen Hochzeiten und bringt wenig Lohn nach Hause. Wen kümmert es, haben es seine Eltern doch immer betont: “Hauptsache glücklich”. Er lebt diese Floskel und möchte seine Energie nur einsetzen, wo ihn seine Freude hinträgt. Mittlerweile ist er kein aktives Ting Mitglied mehr, aber er hat sein Projekt keineswegs aufgegeben: Er mischt die Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik in der Region Biel auf. Und dies mit immer mehr Aufwind. Sein Rat an uns alle: Dranbleiben. Und sich selbst fürs Scheitern auf dem Weg verzeihen.

Vardon, der Ehrliche

Diese sanfte Seele, mit Innovations- und Wissensdrang für zehn, hat uns pures Vertrauen vorgelebt. Er hat brav seine Mitgliedschaftsbeiträge eingezahlt, eine Weiterentwicklung eingegeben, um dann parallel eine externe Finanzierung für sein Projekt zu erhalten. Was nun? Klarer Fall für Vardon: Das Community-Geld bleibt im Gemeinschaftstopf. Er hat es kurz vor dem Startdatum abgelehnt und damit bewiesen, dass sich Vertrauen auszahlt. Seine Idee einer Informationsplattform mit starker Partizipation orientiert sich an der Vision, dass die Welt anders aussieht, wenn wir uns alle am Mehrwert für die Gesellschaft orientieren. 

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Menschen im Austausch, am Ting Geschichten Abend in Bern

Miriam, die Heilende

“Meine Geschichte in 6 Minuten? Das ist eine Herausforderung!” Sie ist während der Erzählung unstet hin und her getigert und hat uns damit (unbewusst?) symbolisch demonstriert, wie es ihr die letzten Jahre erging. Grosse Firma, grosse Arbeitsberge, viele Dienstreisen, Burnout. Diagnose Epilepsie. Flucht nach Südamerika. Sozialhilfe. Scham. Ting. Seit Anfang März nutzt sie ihre Weiterentwicklungszeit mit Ting und folgt ihrem Herzen: Sie wird Polarity Therapeutin. Ihr langfristiges Anliegen ist es, ihre Erfahrungen im Kontext der Heilung zu teilen und die europäisch-schulmedizinischen Ansätze mit dem uralten Wissen aus Südamerika zu bereichern.

Marc, der Lesende

Marc hat seine Geschichte vorgelesen. Warum auch nicht? Die Magie entsteht, wenn sich die Erzählenden wohlfühlen. Da sass Marc nun, auf der Sofalehne, arschcool, mit seinem Papier in Händen …und wir hingen an seinen Lippen. Es kam alles vor, was eine gute Geschichte ausmacht: ein roter Faden, diverse Richtungsänderungen, eine Prise Drama und nacktes Baden. 

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Menschen sprechen miteinander, am Ting Geschichten Abend in Bern

Raffael, der Visionär

Wo die politischen Kampagnen Fahrt aufnehmen, da ist Raffael nicht weit. Und das hat er uns bewiesen. Er hat seine vorbereitete Geschichte kurzerhand über den Jordan geschickt und uns alle in einen persönlichen Entscheid mit einbezogen. Job A oder B, liebes Publikum? Erschwerend kommt dazu, dass Job B kein existierender Job ist, sondern eine Aufgabe. Nein, eine Vision. Was wäre, wenn wir das Geld ganz abschaffen? Dieser Vision möchte er sich eigentlich widmen. Es bleibt spannend …

Ting: Kurz & Knapp

 

Bei Ting zahlen alle Mitglieder monatlich einen Betrag auf ein Gemeinschaftskonto ein. Wir bauen zusammen ein Vermögen auf, das allen transparent und in Form eines zeitlich begrenzten Einkommens zur Verfügung steht. So entsteht Raum für persönliche Weiterentwicklung und Unternehmerisches. #tingting

 

Wie es genau funktioniert?

Mehr dazu

Der Raum in der Stube im PROGR war voll, Jakob Hampel hat uns mit den schönsten Tönen begleitet, die vielfältige Vernetzung war sichtbar und die Inspiration greifbar. Vielen Dank euch allen 🙏. Wir freuen uns schon heute auf die nächste Runde im September. 

Alle Events findest du gebündelt hier.

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