Zuhörerin während des Workshops

Cheeky in Luzern

12.11.2024 von Erich Schwarz

Der achte Geschichten-Abend macht Ting in Luzern erfahrbar. Neu und stolz mit dabei: The CheekyLevel, die anders coachen, mit Lust und Humor. Sie sind das erste Vereinsmitglied bei Ting.

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«There is enough for everyone including myself». Die Singer-Songwriterin Meira Loom erinnert uns in einem ihrer intensiven Songs an den Grundstein allen Teilens. Und genauso wiederholend, im Rhythmus, wie sie es an diesem Abend in der Clubbühne im Luzerner Neubad vorträgt, setzt Ting immer wieder an: Mit dem Teilen von Geld, Wissen, Erfahrung, Kontakten, Lust an der Sache und Entdeckungsgeist.

Die Ting-Interessierten und -Mitglieder an diesem Abend erwartet neben den wohlig mitreissenden Einführungen von Ondine und Silvan, den vier Ting-Mitgliedern mit ihren augenöffnenden Geschichten auch den Auftritt des Berner Coaching-Kollektivs «The CheekyLevel», dazu mehr.

Gründen, starten, losrennen – und plötzlich wächst es

Nic sitzend erzählt seine Geschichte für Ting
Nic schaut optimistisch nach vorne

Nic, langjähriger Schreiner, dann ausgebildeter Outdoor Guide, sitzt vor dem Publikum. Er lässt uns das Bibbern, das Freuen, das Wachsen in einem Gründungsprozess miterleben. Zusammen mit der Partnerin ruft er Mini Roots ins Leben, eine Wald-/Garten-/Atelierschule. Das war vor zweieinhalb Jahren. «Wie kann das mit der Bewilligung als Privatschule nur klappen? Wir haben ja nicht einmal WCs.» Von anfänglich 7 Kindern ist die Schule in Niederwenigen/ZH nun im 2024 auf 30 Kinder angewachsen. Das Community-Geld von ting half mit, das Schulkollektiv zu stärken.

Etwas Neues zu starten, das hat neben Mut auch damit zu tun, Glaubenssätze zu hinterfragen. Diese geglaubten und von uns gefolgten Wahrheiten, die den eigenen Möglichkeitsraum definieren.

Frech, frei und fearless: The CheekyLevel stellt sich vor

Das Aufbrechen davon, wie Mitarbeitende in Unternehmen handeln und miteinander umgehen, «hacking corporate culture», ist die Mission von «The CheekyLevel».

Mit vier Mini-Workshops zu Herz, Bauch, Kopf und Hand zeigten «The CheekyLevel»-Wonderlights (das sind die Mitglieder und Co-Creators aus ihrer Community) und Kernteam-Mitglieder ihren Ansatz. «Für mehr Beziehungsfähigkeit in den Firmen», so Gründer Hannes.

Workshop von CheekyLevel im Gang (Klub Neubad)
Bereit zum «Bauch»-Workshop
Workshop am Ting Geschichtenabend in Luzern (Neubad)
Hands-on workshop
Hannes Burkhalter wird interviewt von Lea und Yannick im Neubad Luzern
«The Cheeky Level» stellt sich vor

Erfolgreich gegen Glaubenssätze angekämpft

Sandro I. im Interview mit Ondine Riesen am Ting Geschichtenabend im Neubad in Luzern
Sandro stellte sein Arbeitsleben komplett um

Sandro, ebenfalls Ting-Mitglied, erzählt, wie das Community-Geld ihn bestärkte. Den Weg raus aus dem Grosskunden-Sales zum erfüllten Einsatz als Kindergarten-Lehrperson. Durch Coachings hat er seine Berufung gefunden. «Mir wurden die demotivierenden Glaubenssätze bewusst, gegen die ich ankämpfen und neu für mich definieren musste: Ein Mann als Kindergärtner? Oder: Alles wieder von Grund auf anfangen. Oder: Alles auf eine Karte setzen». Die Hürden kamen für Sandro gefühlt alle von aussen. Seine Empfehlung, damit umzugehen: In die Ruhe gehen, «was mir Freude macht» sich vergegenwärtigen und meditieren.

Neuer Mental Space dank Ting

Karin erzählt ihre Geschichte am Ting Impact Abend
Karins Hin-und-Her kommt wieder in Bahn

«Am Ende wollen wir alle dasselbe: Sich gegenseitig Mut geben, nicht nur Geld. Und hier brachte mir Ting auch einen Schubs.» Karins Worte am Schluss ihrer Erzählung auf der Bühne. Sie konnte es sich als Unternehmerin lange nicht vorstellen, Community-Geld bei Ting zu beantragen. «Das ist doch nicht für mich gedacht. Ich sollte das selbständig schaffen.»

Drehpunkt ihres Wirkens: Animazul, ein Shop für Designerinnen-Kleider aus Lateinamerika basierend auf lange überlieferten Herstellungstechniken.

Ein wichtiger Wegpunkt für Karin war 2022 die Teilnahme am Swiss Social Economy Forum, Animazul hatte sie vier Jahre vorher gegründet. Damals wurde sie mit der schwierigen Realität als Social Entrepreneur konfrontiert:

  • Ein Social Start-up muss wie jedes andere Start-up selbständig funktionieren
  • Kapital fehlt dazu häufig
  • Damit ist die eigene Finanzierung voller Risiko

Am Anlass lernte sie Ting-Mitgründer Silvan kennen, der sie auf die Option des Community-Gelds aufmerksam machte.

Mit dem dritten und vierten Kind – alles Geld ging in die Kinderbetreuung – stand sie Ende 2023 am Scheidepunkt. «Mache ich weiter? Mache ich nicht weiter?»

Und dann entschied sie sich, doch das Ting-Community-Geld zu beantragen. Ein Glück. Damit kam plötzlich ein neuer Mental Space rein, mehr Zeit, in der sie richtungsweisende Entscheidungen fällen konnte. Neu ist ihr Ehepartner Partner in der Firma und sie gründete einen Fonds für Women Entrepreneurs in Lateinamerika.

Am Ende wollen wir alle dasselbe: Sich gegenseitig Mut geben, nicht nur Geld. Und hier brachte mir Ting auch einen Schubs.

Karin

Mitglied

Die Magie in der Grauzone

Dominik Inal (Weinkollektiv) im Interview mit Ondine Riesen
Dominik, interviewt von Ondine

Dominik nimmt auf dem Sofa neben Ondine Platz. In seiner Geschichte fehlt (noch?) die von ting unterstützte Weiterentwicklung. Sein Beispiel komplettiert weiter, was wir von den drei bisherigen Geschichten schon gelernt haben:

  • Auf das Bauchgefühl hören: Wenn z. B. die bisherige Stelle einem nicht mehr genügt
  • Seinen Interessen folgen und treu bleiben
  • Glaubenssätze, die gegen den neuen Weg sprechen, enthüllen
  • Lebensereignisse (eigene oder von anderen) z. B. Kinder bekommen, wandeln alles nochmals
  • Eine Sicherheit gibt es nie!

Dominik findet in der Schweiz den Glaubenssatz «Scheitern ist schlecht» seltsam. «Es ist doch grad die Grauzone, wo die Magie ist», ist sich Dominik sicher.

Der Gründer des Weinkollektivs, einer Plattform um via Wein Menschen zusammenzubringen, zieht Zwischenbilanz nach 7 Jahren Community-Wirkens. Es hat bisher gut funktioniert, doch seit Weggenoss*innen nach Heirat und mit Kindern andere Prioritäten hätten, sei es schwierig geworden. Die Luft ist etwas draussen.

Darum stellt sich Dominik gerade grundsätzliche Fragen für die weitere (Community-)Zukunft: Mit wem soll ich weiterfahren? Welche Partnerschaft ist die Beste? Hier findet er: «Jemand, die oder der ganz anders als ich ist, bringt es fürs Kollektiv am meisten.»

Zum Schluss kommt nochmals Singer-Songwriterin Meira Loom auf die Bühne. Und sie erinnert uns wieder: «There is enough for everyone including myself!»

Power-Mantra von Meira Loom am Ting Geschichtenabend in Luzern
Meira Loom «there is enough for everyone including myself»

«There is enough for everyone including myself»

Meira Loom in Luzern

Bilder: © Ting | Juri Seger (ausser Bild Dominik/Ondine und Video zu Meira Loom von Silvan Groher)

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