«Wer zu viel überlegt, sieht nur all die negativen Dinge, die schiefgehen könnten.»

10.03.2020 von Ondine Riesen

Phil (54) Bellmund. Vater, Grafiker, Künstler 

 

 

 

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Ein grosser Entscheid war es, nach 18 Jahren USA, zurück in die Schweiz zu kommen. Ich war 29, konnte kein Schweizerdeutsch mehr und hatte keine Ahnung von der schweizerischen Arbeitswelt. Es war der Sprung ins Ungewisse meiner Partnerin zuliebe. Erst habe ich mich in einer Agentur an die Schweiz akklimatisiert. Nach einem Jahr hatte ich aber genug machte mich selbstständig. Vorallem meine Schwiegereltern meinten, das sei verkehrt, fragten warum ich sowas tun wolle. Ich bräuchte doch Sicherheit. Aber ich wollte das einfach.

Einerseits weil ich gerne übermütig bin, den Reiz spüren und  sehen will, was man alles machen kann.  Aber auch, weil ich der Überzeugung bin, dass ich Qualität liefern kann und damit über die Runden komme. Ich pflege gerne gute und langjährige Beziehungen und Freundschaften und weiss darum auch, dass ich ein Netzwerk hätte, das mir helfen könnte. 

Mit Ja’Mobility lief es so: Mein Freund hat eine Jamaikanische Frau. Ich habe sie oft auf der Insel besucht. Dabei haben wir das Elend von gehbehinderten Menschen gesehen: Die selbstgebastelten Krücken oder wie sie einfach am Boden vor ihren Hütten sassen, ohne Möglichkeit sich selbst fortzubewegen. Wir haben von der «Free Wheelchair Mission» aus Los Angeles gehört. Da dachten wir: Vielleicht können wir hier tatsächlich etwas bewirken. Wir haben gesagt: «Ok» Wir schaffen einen Container mit 550 einfachsten Rollstühlen, aus Velorädern und Platiksesseln, nach Kingston. Dafür mussten wir 40’000 Franken und jemand vor Ort finden, der uns hilft, die Rollstühle zu verteilen. Das war der Deal. Ein weiterer Freund kam dazu.
Unser spätere Partner in Jamaica, wie auch alle anderen Leute, sagte erst wir spinnen. Er meinte «Erstens: Das schafft ihr nie. Und zweitens: Was wollen wir mit all den Rollstühlen hier, es gibt gar nicht genug Leute die sowas wollen.»
Innerhalb der ersten drei Tagen waren die Rollstühle weg. Nicht nur Menschen, auch Spitäler standen Schlange. Da haben wir erst gecheckt, wie riesig das Bedürfnis ist. Seither haben wir 10 weitere solche Container verschifft. Immer noch wir drei. Ohne Verein, ohne Alles, dafür mithilfe von Spenden von Freunden und Bekannten. Wir machen es einfach. 

Auch der Rucksack mit Schulmaterial für Kinder finanziell schwacher Milieus. Wir wollten dafür keine billig Produkte aus China kaufen, sondern eine Firma in Jamaica finden, die das liefern kann. Jetzt arbeiten wir mit einem Projekt zusammen, indem Frauen aus ländlichen Gebieten lernen zu schneidern. Die machen jetzt Backpacks und mehr. So können wir alle gemeinsam die ersten Schulen in Kingston mit Rucksäcken versorgen. 

Wenn man getraut sich selbstkritisch zu betrachten, wenn man den Mut hat zu erkennen was die eigenen Fähigkeiten sind und welche nicht. Dann gehts. Dann einfach durch. Man kann das Leben nicht im Voraus planen. Es geht alles sowieso immer länger als man denkt. Aber wenn man einfach seiner Passion folgt und offen ist, aus Fehlern zu lernen, dann go for it. 

www.earnhart.ch

https://jamobility.com

 

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