Wie sie den richtigen Job finden

27.04.2021 von Roman Tschäppeler

Ting-Mitglied Roman Tschäppeler schreibt im Magazin des Tagesanzeigers eine Kolumne. Zusammen mit seinem Co-Autor Mikael Krogerus überträgt er Theorien und Methoden aus dem (Arbeits-)alltag auf ein paar Striche und Zeilen. Damit sie für alle anwendbar werden. 
In der Rubrik «Werkzeug» teilt er künftig einige dieser Kolumnen mit uns.

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Auf Netflix läuft zurzeit «Tamborine», ein Auftritt des Komikers Chris Rock. Gleich in einer der ersten Nummern geht es um das Thema der heutigen Kolumne. In der Schule seiner Kinder hält die Rektorin eine Rede: 
«Ich möchte, dass ihr Kinder wisst, ihr könnt alles werden, was ihr wollt...» – «Wirklich alles?», fragt sich Chris Rock. «Hey, Lady, warum belügen Sie die Kinder? Vielleicht vier der Kinder können alles werden, was sie wollen. Die anderen 2000 sollten besser eine Schweisserlehre machen.» Er fährt fort: «Sagen Sie den Kindern die Wahrheit: Ihr könnt alles werden, solange ihr richtig gut darin seid. Und auch dann nur, solange es freie Stellen gibt.»

Natürlich hätten wir alle gern einen Beruf, der zugleich eine Berufung ist. Schliesslich verbringen wir den Grossteil unseres Lebens mit Arbeiten, es wäre tragisch, so viel Zeit für etwas aufzuwenden, was wir gar nicht mögen. 
Das Problem ist, dass die Erwartung, seine Arbeit zu lieben, eine sehr hohe Messlatte ist. Eine Studie mit College-Absolventen zeigte: Diejenigen, die auf der Suche nach ihrer «Berufung» waren, erlebten mehr negative Gefühle und waren am Ende weniger glücklich mit ihrem Job als jene, die einfach den nächstbesten Job wählten. Denn je höher unsere Erwartung ist, desto mehr fixieren wir uns auf alles, was uns nicht gefällt. Je mehr wir erwarten, desto mehr bewerten wir, und desto weniger erleben wir. Hinzu kommt das Chris-Rock-Learning: Nur die wenigsten von uns sind so talentiert, dass sie das, was sie lieben, zu ihrem Beruf machen können. Und nur die allerwenigsten haben das Glück, dass es für das, was sie lieben und beherrschen, auch freie Stellen gibt.

Was soll man tun? Das Bild illustriert, wie Sie Ihr Suchfeld einkreisen können: 

  • Potential: Was ich gerne erlernen würde. 
  • Voraussetzung: Was ich schon (etwas) kann. 
  • Nachfrage: Wofür es einen Markt gibt.
    In der Schnittmenge sollten Sie sich ausprobieren.

Wenn Sie aber in einem Job feststecken, der Sie nicht glücklich macht, dann versuchen Sie wenigstens, so gut wie möglich darin zu werden. Kompetenz nicht Glück, ist das Gegenteil von Überdruss.
 

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Dieser Text ist in Das Magazin erschienen und wird mit Erlaubnis des Autors hier publiziert. 

Roman Tschäppeler

Roman Tschäppeler ist Ting-Mitglied, Buchautor, Kolumnist, Filmemacher und Projektberater mit Leidenschaft. Seit 2003 leitet er in seinem Atelier Guzo eigene Projekte und solche im Auftrag zwischen Kultur und Kommerz.

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